Prof. Dr. med. Felix Mahfoud
- Niklas Bienbeck
- 27. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
«Die Organe kommunizieren miteinander – und wir müssen lernen, diese Kommunikation zu verstehen»

Prof. Dr. med. Felix Mahfoud
Chefarzt Kardiologie
Universitätsspital Basel, DKF-Forschungsgruppenleiterin seit 2025
Forschungsgebiet
Erforschung und Implementierung medizintechnischer Therapien für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein zentraler Schwerpunkt liegt auf der Modulation des autonomen Nervensystems
Video-Interview
Was hat Sie persönlich dazu bewegt, sich der Hypertonie und der autonomen Regulation zuzuwenden – gab es einen Moment, der Ihren Weg geprägt hat?
Ganz am Anfang meiner Karriere bin ich für eine Hospitation ans Baker Institute nach Melbourne geflogen. Dort habe ich Murray Esler kennengelernt, der sich seit Jahrzehnten mit dem vegetativen Nervensystem beschäftigt. Ich durfte längere Zeit mit ihm zusammenarbeiten und habe seine Faszination für die komplexe Regulation des autonomen Nervensystems hautnah miterlebt. Besonders eindrücklich war für mich eine der ersten Prozeduren zur autonomen Modulation – kombiniert mit der präklinischen Forschung, die ich dort gesehen habe. Das war ein Schlüsselmoment für mich. Seitdem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen.
Was passiert bei der renalen Denervation – und warum ist das Verfahren vielversprechend für Menschen mit schwer behandelbarer Hypertonie?
Bei Menschen mit schwer behandelbarer Hypertonie ist das Stress-Nervensystem oft überaktiv. Diese Achse verbindet das Gehirn mit der Niere – und wenn sie überreizt ist, schüttet die Niere Stresshormone aus. Was wir mit der renalen Denervation tun, ist, diese Stressnerven, die sich wie ein Netz um die Nierengefässe legen, gezielt zu modulieren. Das geschieht minimalinvasiv über einen Kathetereingriff. Dadurch können wir die Aktivität des Stress-Nervensystems reduzieren – und damit auch den Blutdruck positiv beeinflussen. Das Verfahren ist vielversprechend, weil es direkt an einem zentralen Mechanismus der Hypertonie ansetzt.
Was lernen wir aus der Forschung zur Zusammenarbeit von Herz, Nieren und Gehirn – und warum ist dieser systemische Blick so wichtig?
In den letzten Jahren haben wir gelernt, dass es nicht reicht, nur ein einzelnes Organ zu betrachten. Die Organe kommunizieren miteinander – und wir müssen lernen, diese Kommunikation zu verstehen. Besonders die Achse zwischen Herz, Niere und Gehirn ist entscheidend. Forschung und Wissenschaft zeigen uns, dass wir erfolgreicher sind, wenn wir systemisch denken und mehrere Organe gleichzeitig in den Blick nehmen. Ich bin überzeugt, dass uns neue Therapien helfen werden, diesen integrativen Ansatz noch besser umzusetzen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Kardiologie – wissenschaftlich, aber auch für die Versorgung der Patientinnen und Patienten?
Die kardiovaskuläre Medizin hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht – sowohl bei interventionellen Verfahren als auch in der medikamentösen Therapie. Was ich mir für die Zukunft wünsche, ist, dass wir noch besser vorhersagen können, welche Patientin oder welcher Patient auf welche Therapie anspricht – oder eben nicht. Das ist der Kern der Präzisionsmedizin. Wir arbeiten intensiv daran, dieses Verständnis weiterzuentwickeln. Mein Ziel ist es, dass wir in den kommenden Jahren noch gezielter und individueller behandeln können.




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