Mit den eigenen Händen etwas bewirken
- Marilena Mattarelli
- 15. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Glioblastome gehören zu den häufigsten bösartigen Hirntumoren, bisher gibt es kaum wirksame Therapien. Die angehende Neurochirurgin Manina Etter will das ändern: In ihrem MD-PhD-Programm arbeitet sie an einer vielversprechenden Immuntherapie gegen den aggressiven Tumor.
Sie arbeiten derzeit als Assistenzärztin in der Neurochirurgie am Universitätsspital Basel. Warum Chirurgie – und warum gerade die neurochirurgische Richtung?
Mich hat schon früh die Chirurgie fasziniert, weil sie es erlaubt, mit den eigenen Händen unmittelbar etwas zu bewirken – oft in akuten, lebensverändernden Situationen. Die Neurochirurgie ist dabei für mich das spannendste Fach, weil sie ein unglaublich breites Spektrum umfasst: Von hochpräzisen mikrochirurgischen Eingriffen, zum Beispiel bei Hirntumoren oder Aneurysmen, bis hin zur Notfallversorgung bei Schädel-Hirn-Traumata oder Wirbelsäulenverletzungen, wo schnelle Entscheidungen gefragt sind. Diese Mischung aus Feinarbeit und Akutsituationen, aus planbaren und hochdynamischen Momenten, fasziniert mich jeden Tag aufs Neue.
Ausserdem interessiert mich das Zusammenspiel zwischen Klinik und Forschung in der Neurochirurgie besonders: Viele Fragen sind noch offen, gleichzeitig ist der technische und wissenschaftliche Fortschritt rasant – genau das motiviert mich auch in meinem MD-PhD-Projekt.

Dr. med. Manina Etter wurde in Basel geboren und absolvierte ihr Medizinstudium an der Universität Basel. Ihr wissenschaftliches Interesse fokussiert sich auf die Neuroonkologie, insbesondere auf maligne Hirntumoren, sowie die pädiatrische Neurochirurgie. Manina ist Mitglied der DKF-Forschungsgruppe von Prof. Gregor Hutter. Seit August 2022 promoviert sie im MD PhD-Studium Clinical Research. 2024 erhielt sie einen Grant zur Personenförderung des Departements Chirurgie, der eine temporäre Freistellung von der klinischen Tätigkeit zur konzentrierten wissenschaftlichen Arbeit ermöglicht. Ihre Dissertation «Severe Neuro-COVID is associated with peripheral immune signatures, autoimmunity and neurodegeneration: a prospective cross-sectional study» wurde für eine der drei besten Doktorarbeiten 2023/2024 der Medizinischen Fakultät der Universität Basel nominiert (Entscheid im Juni 2025). Darüber hinaus wurde sie mit dem «Gullapalli Young Investigator Award» der Society for Image-guided Neurointerventions (SIGN) für ihre Arbeit zur Identifikation plasma-basierter diagnostischer und prognostischer Biomarker bei Gliomen ausgezeichnet. Weiter wurde ihre Dissertation mit dem «YouCliN Thesis Award» für die beste neurowissenschaftliche Arbeit, dem «Aesculap EANS Research Prize» für das beste klinische Paper sowie dem «Dirk Schäfer Wissenschaftspreis» des Departements Chirurgie für das beste Labor-Paper prämiert.
Ihr MD-PhD-Projekt führen Sie im Rahmen Ihres Doktoratsstudiums in Clinical Research. Wie gelingt es Ihnen, klinische Tätigkeit und wissenschaftliche Arbeit miteinander zu vereinbaren?
Ich habe das grosse Privileg, dass mein Vorgesetzter die Forschung aktiv unterstützt und mir die strukturelle Möglichkeit gibt, beides zu kombinieren. Zusätzlich arbeite ich in einem hoch motivierten Umfeld und werde von meinen Supervisors sehr unterstützt. Dadurch gelingt es mir, sowohl klinisch tätig zu sein als auch im Rahmen meines MD-PhD-Projekts wissenschaftlich zu arbeiten. Für mich gehören Klinik und Forschung untrennbar zusammen: Viele unserer klinischen Entscheidungen basieren auf Erkenntnissen, die aus der Forschung stammen – oft auch aus Beobachtungen, die wir im klinischen Alltag machen. Diese wechselseitige Beziehung ist für mich sehr motivierend. Ich bin überzeugt, dass nur durch kontinuierliche Forschung auch eine hochwertige klinische Versorgung langfristig möglich ist.
Was fasziniert Sie an den neuen Immuntherapie-Ansätzen gegen Glioblastome, die Sie in Ihrem PhD-Projekt erforschen?
Meine Begeisterung für Forschung hat sich früh entwickelt – nicht zuletzt durch meinen Grossvater, der als Pathologe selbst viele Jahre in der Forschung tätig war. Glioblastome stellen nach wie vor eine der grössten Herausforderungen in der Neuroonkologie dar: Sie sind aggressiv, unheilbar und der letzte bedeutende therapeutische Fortschritt – das Stupp-Schema – liegt inzwischen 20 Jahre zurück.
In anderen Bereichen der Onkologie konnten Immuntherapien bahnbrechende Veränderungen bewirken. Die grosse Aufgabe besteht nun darin, diese Ansätze auch auf Gliome zu übertragen. Dabei fasziniert mich besonders das hochkomplexe Zusammenspiel zwischen Tumorzellen, dem zellulären Mikromilieu und dem Immunsystem. Es sind viele Puzzleteile, die ineinandergreifen – und genau diese Komplexität motiviert mich täglich, im Rahmen meines PhD-Projekts nach neuen Lösungswegen zu suchen.
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