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Die verborgenen Mechanismen kryptogener Schlaganfälle

  • DKF
  • 1. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 5 Tagen

Die CANTO-Studie: Zellfreie DNA als Schlüssel zur Ursachenforschung beim ischämischen Schlaganfall


CANTO-Studienteam
Das CANTO-Studienteam v.l.n.r.: Gerrit Grosse, Victor Schulze-Zachau, Ioannis Tsogkas, Ines Richter, Jürgen Hench, Stephan Frank, Shilpa Thaliyath, Marios Psychogios, Mira Katan.

Hintergrund


Der ischämische Schlaganfall ist eine der häufigsten Ursachen für Behinderung und Tod weltweit. Trotz aller rezenten Erfolge bleibt das Risiko für Komplikationen und rekurrente Schlaganfälle hoch. Besonders herausfordernd sind in diesem Zusammenhang sogenannte kryptogene Schlaganfälle – das sind Schlaganfälle, bei denen die Ursache trotz intensiver Diagnostik unklar bleibt. Neuere Untersuchungen, auch der Gruppe um PD Dr. Dr. Gerrit Grosse, zeigen, dass immunologische Prozesse und die Freisetzung von zellfreier DNA (cell-free DNA, cfDNA) eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf von Schlaganfällen spielen könnten. Zudem könnten spezifische Methylierungsmuster der cfDNA, also epigenetische Veränderungen, die Rückschlüsse auf die Herkunft der DNA ermöglichen, in Blut und Blutgerinnsel (Thromben) Hinweise auf die Herkunft und die zugrundeliegenden Mechanismen des Schlaganfalls liefern.



Forschungsfrage


Die CANTO-Studie untersucht, ob die Menge und die Methylierungsmuster von cfDNA in Blut und Thrombus mit spezifischen Mechanismen der Schlaganfallentstehung zusammenhängen. Insbesondere soll geklärt werden, ob cfDNA helfen kann, die Ursachen des kryptogenen Schlaganfalls besser zu verstehen. Darüber hinaus wird geprüft, ob cfDNA als neuer diagnostischer oder therapeutischer Marker dienen kann – etwa, indem sie mit dem Erfolg der Thrombektomie oder dem klinischen Verlauf assoziiert ist.



Studienmethodik


CANTO ist eine prospektive Kohortenstudie am Universitätsspital Basel (USB) mit Beteiligung der Neurologie, Neuroradiologie, Pathologie und Klinischen Chemie. Eingeschlossen werden erwachsene Patientinnen und Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall durch einen Verschluss grosser Hirnarterien, bei denen eine Thrombektomie durchgeführt wird. Unmittelbar vor Beginn der Intervention werden Blutproben entnommen und der entfernte Thrombus wird schockgefroren. Neben entzündlichen Biomarkern erfolgt eine Analyse der cfDNA und ihrer Methylierungsmuster. Erfasst werden neben Basisdaten auch vaskuläre Risikofaktoren, Vorbehandlungen, Bildgebungsergebnisse, das Reperfusionsergebnis bzw. die Wiederherstellung der Durchblutung und der funktionelle 90-Tage-Outcome. Primärer Endpunkt ist die Zuordnung zu den verschiedenen Schlaganfall-Ätiologien – Embolie aus dem Herzen (kardioembolisch), Ablagerungen in den Gefässen (atherosklerotisch), ohne erkennbare Ursache (kryptogen), andere gesicherte Ursache. Sekundäre Endpunkte sind u.a. die Thrombektomie-Ergebnisse und klinischen Verläufe.



Bedeutung der Studie


CANTO adressiert eine wichtige aktuelle Evidenzlücke in der Schlaganfallmedizin, und zwar das fehlende pathophysiologische Verständnis des kryptogenen Hirnschlags. Durch die Analyse von cfDNA und deren Herkunft könnten zu diesem Zweck neue Biomarker identifiziert werden. Das übergeordnete Ziel von CANTO ist es, einen Beitrag zur Präzisionsmedizin in der Schlaganfallsekundärprävention zu leisten. Ferner ist die Studie ein Paradebeispiel für die interdisziplinäre Forschung am USB.



Mitwirkende


Aikaterini Anastasiou, Neuroradiologie  Dr. Kristine Blackham, Neuroradiologie

Prof. Dr. Stephan Frank, Pathologie

Dr. Jürgen Hench, Pathologie

Prof. Dr. Mira Katan, Neurologie

Prof. Dr. Marios Psychogios, Neuroradiologie

Prof. Katharina Rentsch, Labormedizin

Dr. Ines Richter, Neurologie

Dr. Victor Schulze-Zachau, Neuroradiologie

Shilpa Thaliyath, Neurologie

Dr. Ioannis Tsogkas, Neuroradiologie Alle Universitätsspital Basel



DKF-Services


Regulatorik, Data Management



Über den Autor dieses Berichts


PD Dr. med. Gerrit Grosse, PhD, Studienleiter der CANTO-Studie

Gerrit Grosse

Oberarzt, Klink und Poliklinik für Neurologie, Universitätsspital Basel, DKF-Forschungsgruppenleiter


Spezialisierung

Neurologie


Forschungsgebiet

Pathomechanismen, Epidemiologie und Prävention zerebrovaskulärer Erkrankungen



Klinische Tätigkeit

Seit 2024: Oberarzt, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsspital Basel

2023-2024: Oberarzt, Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie, Medizinische Hochschule Hannover

2015-2023: Assistenzarzt & Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie, Medizinische Hochschule Hannover


Wissenschaftliche Tätigkeit

Seit 2024: DKF-Forschungsgruppenleiter

2024: Promotion zum PhD. in Epidemiologie und Klinischer Forschung, Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen

Seit 2023: Koordinator und PI des CRESCENDO-Konsortiums, gefördert von ERA-NET NEURON

2023: Habilitation für das Fach Neurologie

2019-2023: Kollegiat im DFG-Clinician Scientist Programm PRACTIS, Medizinische Hochschule Hannover

2016: Promotion zum Dr. med., Medizinische Hochschule Hannover




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